Siemens Sinumerik ONE: 5 Praxis-Tipps für mehr Effizienz in der täglichen Fertigung

Sie kennen das sicher: Die Maschine steht still, während Sie noch am Programm feilen. Der Auftrag drängt, aber das manuelle Einrichten frisst wertvolle Zeit. Und dann diese Frage, die sich jeder Geschäftsführer und Maschinenbediener stellt: Wie hole ich mehr aus meiner Anlage heraus – ohne dabei die Qualität zu gefährden?

Die Siemens Sinumerik ONE bietet hier Lösungen, die weit über das hinausgehen, was viele von einer CNC-Steuerung erwarten. Als erste “Digital Native CNC” wurde sie von Grund auf für die vernetzte Fertigung entwickelt. Aber das Entscheidende ist: Sie müssen kein IT-Experte sein, um die Effizienzpotenziale zu heben. Mit den richtigen Kniffen verkürzen Sie Ihre Programmier- und Einrichtzeiten dramatisch – und genau diese zeigen wir Ihnen heute.

Inhalt

Tipp 1: Mit dem Digitalen Zwilling die Maschine von unproduktiven Zeiten befreien

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre kompletten Rüst- und Programmiervorgänge ins Büro verlagern. Keine Stillstandszeiten mehr, während Sie an der Maschine programmieren. Genau das ermöglicht Run MyVirtual Machine – der digitale Zwilling Ihrer Bearbeitung.

Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen Simulationsprogrammen liegt im Detail: Run MyVirtual Machine nutzt einen steuerungsidentischen Softwarekern, der sich exakt so verhält wie Ihre reale Sinumerik-Steuerung. Das bedeutet: Was Sie im Büro simulieren, läuft später 1:1 genauso auf der Maschine. Die Software berechnet sogar die Programmlaufzeit mit über 90% Genauigkeit – ideal für Ihre Angebotskalkulation.

So funktioniert’s in der Praxis:

Ein typisches Szenario aus der Lohnfertigung: Während Ihre 5-Achs-Maschine noch den aktuellen Auftrag abarbeitet, bereiten Sie bereits den nächsten vor. Am PC erstellen Sie das NC-Programm, definieren die Aufspannung und führen eine vollständige Kollisionsprüfung durch. Sobald die Maschine frei ist, laden Sie das fertige, getestete Programm – und starten direkt mit der Produktion.

Die Zahlen sprechen für sich: Ein Lohnfertiger, der täglich 1,5 Stunden Programmier- und Einrichtzeit von der Maschine ins Büro verlagert, spart bei einem Maschinenstundensatz von 110 Euro jährlich über 36.000 Euro. Zusätzlich gewinnt er 330 produktive Maschinenstunden – fast 20% mehr Kapazität ohne eine einzige neue Maschine!

Die wichtigsten Komponenten im Überblick:

  • Run MyVirtual Machine /Operate: Die Basissoftware mit der gewohnten SINUMERIK Operate Oberfläche auf Ihrem PC
  • Run MyVirtual Machine /3D: Realistische 3D-Visualisierung mit präziser Kollisionserkennung
  • Protect MyMachine /3D Twin: Echtzeit-Kollisionsschutz direkt auf der realen Maschine

Der Clou dabei: Die in der Simulation erstellte Aufspannung können Sie direkt auf die Maschine übertragen. Das spart nochmals wertvolle Rüstzeit.

Die beste Software entfaltet ihr volles Potenzial nur auf einer mechanisch überlegenen Maschine. Funktionen wie der `Display Manager` und die Dynamik-Optimierung (`Top Speed plus`) erfordern eine stabile, steife und präzise Hardware-Basis, wie sie POS-Maschinen bieten.

Tipp 2: Werkstattnah programmieren – schnell und fehlerfrei

Nicht jedes Teil rechtfertigt den Aufwand eines externen CAM-Systems. Besonders bei Einzelteilen, Prototypen oder kurzfristigen Änderungen ist die Programmierung direkt an der Maschine oft der schnellste Weg. Die Sinumerik ONE macht das mit zwei Power-Features besonders effizient: ShopMill und dem DXF-Reader.

ShopMill – Programmieren ohne G-Code-Kenntnisse

Vergessen Sie komplexe G-Code-Zeilen. Mit ShopMill wählen Sie einfach aus einer Bibliothek von Bearbeitungszyklen – “Tasche fräsen”, “Bohrbild erstellen” oder “Kontur schlichten”. Die Software führt Sie durch übersichtliche Eingabemasken, animierte Hilfsbilder zeigen jeden Parameter. So erstellen auch weniger erfahrene Bediener in Minuten fehlerfreie Programme.

Ein Beispiel aus dem Sondermaschinenbau: Die Konstruktion schickt kurzfristig eine geänderte Kontur für eine Montageplatte. Statt auf die CAM-Abteilung zu warten, programmieren Sie die notwendigen Bearbeitungen direkt mit ShopMill-Zyklen. Die grafische Oberfläche macht’s möglich – in einem Bruchteil der Zeit.

DXF-Reader – Von der Zeichnung direkt zur Fertigung

Hier wird’s richtig interessant: Mit dem DXF-Reader (Option P56) importieren Sie 2D-Zeichnungen direkt in die Steuerung. Einfach die DXF-Datei laden, die gewünschten Konturen am Touchscreen auswählen – fertig. Die Sinumerik ONE generiert automatisch die Werkzeugbahn.

Die Zeitersparnis ist enorm: Für eine komplexe Kontur mit 50 geometrischen Elementen brauchen Sie manuell gut eine Stunde inklusive Tippfehler-Korrektur. Mit dem DXF-Reader? Fünf Minuten. Das sind 110 Euro Maschinenstundensatz gespart – pro Vorgang! Bei täglich neuen Zeichnungen amortisiert sich die Option in wenigen Wochen.

Die Kombination macht’s

Das Geniale: Sie können ShopMill-Zyklen, importierte DXF-Konturen und klassischen G-Code beliebig mischen. So nutzen Sie für jeden Bearbeitungsschritt die effizienteste Methode. Komplexe CAM-generierte Freiformflächen kombinieren Sie einfach mit schnell programmierten Bohrbildern oder Taschen.

Die Restmaterialerkennung (Option P13) setzt noch einen drauf: Die Steuerung merkt sich, welche Bereiche Ihr großes Schruppwerkzeug nicht erreicht hat. Ein spezieller Zyklus bearbeitet dann gezielt nur diese Restbereiche mit einem kleineren Werkzeug – ohne unnötige Leerwege.

Tipp 3: Mit Top Surface und Top Speed plus Dynamik und Oberfläche optimieren

Jetzt kommen wir zum Herzstück moderner Fertigung: Wie schaffen Sie es, gleichzeitig schneller zu werden UND bessere Oberflächen zu erzeugen? Die Antwort liegt in der intelligenten Bewegungsführung – und hier spielt die Sinumerik ONE ihre Stärken voll aus.

CYCLE832 – Der Turbo auf Knopfdruck

Vergessen Sie komplizierte Parametrierungen. Mit dem CYCLE832 aktivieren Sie die High-Speed-Funktionen der Sinumerik ONE mit einem einzigen Befehl. Sie wählen einfach die Bearbeitungsart (Schruppen, Vorschlichten, Schlichten) und eine Toleranz – den Rest erledigt die Steuerung automatisch.

Die Technologie dahinter ist beeindruckend: Top Surface analysiert Ihre CAM-Daten und wandelt die oft aus tausenden kleinen Geraden bestehenden Programme in mathematisch perfekte Spline-Kurven um. Das Ergebnis sind harmonische Maschinenbewegungen und spiegelglatte Oberflächen – selbst wenn die CAM-Daten nicht optimal sind. Wichtig zu beachten: Die maximalen Einsparungen von bis zu 30% sind nur mit einer mechanisch exzellenten, stabilen Maschine wie etwa einem POSmill Bearbeitungszentrum realisierbar.

Top Speed plus geht noch einen Schritt weiter: Durch innovative Filtertechnologie kann die Steuerung die Dynamik jeder Achse individuell maximieren, ohne die Maschine in Schwingungen zu versetzen. Die offiziellen Siemens-Angaben zeigen Zeitersparnisse von bis zu 30% bei gleichzeitig verbesserter Oberflächengüte.

Die Mechanik macht den Unterschied

Und hier kommt ein entscheidender Punkt: Diese Funktionen entfalten ihr volles Potenzial nur auf einer mechanisch exzellenten Maschine. Eine Software, die den Ruck erhöht und die Beschleunigung maximiert, braucht ein stabiles Fundament. Schwingungen sind der Feind jeder Präzision.

Nehmen wir ein praktisches Beispiel aus dem Formenbau: Eine Kavität mit 30 Stunden Bearbeitungszeit. Mit aktiviertem CYCLE832 und Top Speed plus reduzieren Sie diese Zeit um 25% – das sind 7,5 Stunden oder 825 Euro gespart. Bei nur drei solchen Aufträgen hat sich die Dynamics-Option bereits amortisiert.

So setzen Sie es optimal ein:

  1. Beim Schruppen: Maximale Zeitersparnis durch höchste Dynamik
  2. Beim Vorschlichten: Ausgewogene Parameter für Geschwindigkeit und Genauigkeit
  3. Beim Schlichten: Fokus auf perfekte Oberflächen bei immer noch reduzierter Bearbeitungszeit

Der wichtigste Tipp: Lassen Sie die Parameter von einem Experten auf Ihre spezifische Maschine abstimmen. Jede Maschine hat ihre eigenen dynamischen Eigenschaften – die optimale Einstellung holt das Maximum heraus.

Tipp 4: Rüstzeiten mit intelligenten Messzyklen eliminieren

Seien wir mal ehrlich: Manuelles Antasten und Einmessen gehört zu den größten Zeitfressern in der Fertigung. Ein erfahrener Einrichter braucht für das präzise Setzen eines Werkstücknullpunkts schnell mal 10-15 Minuten. Mit den Messzyklen der Sinumerik ONE? Ein bis zwei Minuten – vollautomatisch und hochpräzise.

Die Werkstückvermessung revolutionieren

Die Sinumerik ONE bietet eine umfangreiche Bibliothek an Messzyklen, die in Verbindung mit einem Messtaster wahre Wunder bewirken. Der CYCLE978 ist dabei Ihr täglicher Begleiter: Kante antasten, Nullpunkt setzen – fertig. Oder eine komplette Werkstückkante durch zwei Messpunkte ausrichten und die Koordinaten entsprechend drehen.

Wichtig zu wissen: Für die Nutzung dieser Funktionen benötigen Sie einen Messtaster an Ihrer Maschine. Aber diese Investition rechnet sich schnell.

Praktische Anwendungen, die Zeit sparen:

  • CYCLE976: Kalibriert Ihren Messtaster für höchste Genauigkeit
  • CYCLE977: Vermisst Nuten, Stege oder Taschen und vergleicht mit Sollwerten
  • CYCLE961: Findet präzise Innen- oder Außenecken für die Nullpunktbestimmung
  • CYCLE971: Misst Werkzeuglängen und -radien automatisch ein

Ein Beispiel aus der Praxis: In der Teilefertigung müssen Sie täglich dutzende unterschiedliche Werkstücke einrichten. Mit manuellen Methoden sind das leicht 2-3 Stunden unproduktive Zeit. Die Messzyklen reduzieren das auf 20-30 Minuten – bei höherer Genauigkeit und automatischer Protokollierung.

Der strategische Vorteil

Die wahre Revolution liegt aber woanders: Durch In-Prozess-Messungen schaffen Sie die Grundlage für mannlose Schichten. Die Maschine kontrolliert sich selbst, korrigiert Werkzeugverschleiß automatisch und erstellt Qualitätsprotokolle für Ihre Kunden.

Ein Lohnfertiger berichtete uns: “Früher musste nachts immer jemand da sein, um nach jedem Teil zu messen und gegebenenfalls zu korrigieren. Heute läuft die Maschine durch – mit automatischer Zwischenmessung und Verschleißkompensation.”

Die Messzyklen wandeln sich so vom reinen Hilfsmittel zum strategischen Baustein Ihrer Automatisierung. Und das Beste: Bei hochwertigen 5-Achs-Bearbeitungszentren mit Sinumerik ONE sind die notwendigen Schnittstellen oft schon vorbereitet.

Tipp 5: Die Bedienoberfläche personalisieren und Informationen clever managen

Die beste Technologie nützt nichts, wenn der Bediener sie nicht optimal nutzen kann. Hier setzt die Sinumerik ONE mit ihrer modernen Touch-Oberfläche neue Maßstäbe – aber das wahre Highlight ist der Display Manager.

Der Display Manager – Ihr Fenster zur digitalen Fertigung

Die Sinumerik ONE im Fertigungsalltag bietet hier revolutionäre Möglichkeiten. Mit dem Display Manager teilen Sie den Bildschirm auf und zeigen neben der Steuerungsoberfläche weitere Inhalte an:

  • Die PDF-Zeichnung des aktuellen Werkstücks
  • Eine Live-Kamera aus dem Arbeitsraum
  • Die Werkzeugliste aus Ihrem ERP-System
  • Rüstanweisungen oder Prüfpläne

Der Effekt? Der Maschinenbediener hat alle Informationen direkt im Blick. Kein Hin- und Herlaufen zwischen Maschine und Büro-PC mehr. Keine Missverständnisse durch veraltete Papierzeichnungen.

Praktische Umsetzung im Alltag

Ein Beispiel aus der Praxis: In der Einzelteilfertigung ändern sich häufig noch während der Bearbeitung Details. Früher bedeutete das: Maschine stoppen, ins Büro laufen, neue Zeichnung holen, hoffen dass es die richtige Version ist. Heute: Die aktuelle Zeichnung erscheint automatisch auf dem Steuerungsbildschirm, sobald die Konstruktion sie freigibt.

Wichtig für die IT-Abteilung: Wenn Sie Netzwerkinhalte auf der Steuerung anzeigen, sollten entsprechende Sicherheitsmaßnahmen implementiert sein. Aber der Aufwand lohnt sich.

Die Vorteile für verschiedene Nutzergruppen:

Für den Maschinenbediener:

  • Alle Informationen auf einen Blick
  • Keine Unsicherheit mehr über aktuelle Versionen
  • Direkter Zugriff auf Hilfestellungen und Dokumentation

Für den Geschäftsführer:

  • Weniger Fehler durch bessere Information
  • Höhere Autonomie der Mitarbeiter
  • Nahtlose Integration in digitale Prozesse

Die moderne SINUMERIK Operate Oberfläche macht dabei vieles intuitiv: Flache Menüstrukturen, kontextsensitive Hilfe und eine Bedienung, die sich an Smartphones orientiert. Selbst komplexe Funktionen werden so zugänglich.

Häufig gestellte Fragen zur Sinumerik ONE Effizienzsteigerung

Nein, das ist der große Vorteil. Mit ShopMill und dem DXF-Reader erstellen Sie viele Programme schneller direkt an der Maschine als mit einem externen CAM-System. Besonders bei Einzelteilen, einfachen Geometrien oder schnellen Änderungen sind Sie so deutlich flexibler und sparen sich den Umweg über die CAM-Abteilung.
Absolut! Gerade bei nur einer Maschine ist jede Stillstandsminute besonders schmerzhaft. Wenn Sie täglich nur eine Stunde Programmierzeit ins Büro verlagern, sparen Sie bei 220 Arbeitstagen bereits 24.200 Euro im Jahr. Die Software-Lizenz hat sich damit in wenigen Monaten amortisiert.
Top Surface glättet Ihre Werkzeugbahnen für perfekte Oberflächen – es optimiert die Geometrie. Top Speed plus beschleunigt dann diese optimierten Bahnen maximal – es optimiert die Dynamik. Zusammen erreichen Sie bis zu 30% kürzere Bearbeitungszeiten bei gleichzeitig besserer Oberflächenqualität. Das ist die Magie dieser Kombination.
Ja, die Sinumerik ONE ist weitgehend abwärtskompatibel. Ihre bestehenden NC-Programme laufen in der Regel ohne große Anpassungen. So können Sie sofort von den neuen Funktionen profitieren, ohne Ihre komplette Programmbibliothek neu erstellen zu müssen.
Nach der einmaligen Kalibrierung des Messtasters sind die Standard-Messzyklen kinderleicht. Werkstück antasten, Nullpunkt setzen – das schaffen Sie nach kurzer Einweisung. Für komplexere Messstrategien bietet sich eine Schulung an, aber für den Alltag reichen die Grundfunktionen völlig aus.

Fazit: Mehr Effizienz ist keine Hexerei – sondern eine Frage der richtigen Werkzeuge

Die Siemens Sinumerik ONE bietet Ihnen alle Werkzeuge, um Ihre Fertigung auf das nächste Level zu heben. Ob Sie nun mit dem digitalen Zwilling Ihre Maschinenlaufzeit maximieren, mit ShopMill und DXF-Reader flexibler programmieren oder mit Top Speed plus Ihre Bearbeitungszeiten drastisch reduzieren – jeder einzelne Tipp bringt messbare Vorteile.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der schrittweisen Umsetzung. Starten Sie mit dem Bereich, der Ihnen aktuell die meisten Kopfschmerzen bereitet. Sind es die langen Rüstzeiten? Dann beginnen Sie mit den Messzyklen. Steht die Maschine zu oft still? Run MyVirtual Machine ist Ihre Lösung.

Und denken Sie daran: Die beste Steuerung entfaltet ihr Potenzial nur auf einer mechanisch exzellenten Maschine. Die Kombination aus modernster Steuerungstechnik und hochwertigen Bearbeitungszentren, speziell für die Anforderungen der Teilefertigung ausgelegt, macht den entscheidenden Unterschied.

Sie wollen diese Effizienzpotenziale für Ihren Betrieb nutzen? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, aktiv zu werden. Moderne Fertigungstechnik wartet nicht – Ihre Wettbewerber auch nicht. Mit dem richtigen Partner an Ihrer Seite und einem umfassenden Service- und Schulungsangebot meistern Sie die digitale Transformation Ihrer Fertigung.

Viel Erfolg und heiße Späne!

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